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Clubhouse – Conscious Talk #2: Influencer:innen – Zeit für Vorbilder und Changemaker

Wir hatten alle Vorbilder in unserer Jugend, ob es unsere Eltern, Lehrer:innen oder Prominente waren. Seit dem Aufkommen der sozialen Medien ist eine ganz neue Gruppe von Stars ins Spiel gekommen: Influencer:innen. Inzwischen sind Social Media mehr als nur eine Plattform, auf der man Selfies und Ferienfotos postet. Heutzutage werden Erfahrungen, Informationen, Ansichten zu Themen und vieles mehr geteilt und miteinander diskutiert. Austausch und Debatten finden in Form von Fotos, Videos, Kommentaren und Live-Talks statt – oder neu auf Clubhouse. Unsere Stars und Influencer:innen sind Inspiration und näher am Publikum als je zuvor. Egal wie gross unsere Reichweiten sind, wir alle haben die Möglichkeit, die Welt zu verändern und tragen daher eine gewisse Verantwortung auf unseren Schultern. Wie gehen wir mit Einfluss um? Was sind die Chancen und Gefahren? Dies und noch mehr haben wir am 2. Februar gemeinsam mit Anina Mutter, Nadine Jürgensen, Sophie Achermann und unseren Zuhörer:innen auf Clubhouse besprochen.

Bloggerin Anina erzählte im Talk von ihren eigenen Erfahrungen mit sozialen Medien. Am Anfang postete sie Tanzbilder und hatte dann bereits erste Anfragen erhalten für bezahlte Werbungen. Für sie war auch von Anfang an klar, dass sie einen Einfluss hat und deswegen bewusst posten will . Sie hat für sich auch einen Blog-Kodex geschrieben, an dem sie sich orientiert. Ein besonders wichtiger Punkt für sie ist, dass sie zu allem, was sie öffentlich sagt, stehen kann . Als sie zunehmend sowohl positive als auch negative Feedbacks erhielt, merkte sie, dass auch ihr Einfluss wächst. Besonders die positiven Feedbacks, sei es in Form von Direktnachrichten oder wenn sie auf der Strasse angesprochen wird, schätzt sie sehr und es macht ihr klar, wie viel Gewicht ihre Posts haben. Anina ist wegen des negativen Feedbacks oder ihres Einflusses bisher noch nie an ihre Grenzen gestossen. Sie ist eher überwältigt von den vielen Ideen für ihre Plattformen, insbesondere als Bloggerin im Hauptberuf. Sie empfindet negatives Feedback prinzipiell nicht als schlechte Sache, solange es konstruktiv ist.


Journalistin Nadine war zu Beginn eine private Instagram-Nutzerin und nutzt Instagram erst seit 2019 auch beruflich. Sie stimmt zu, dass Instagram am Anfang eine "Wohlfühl"-Plattform war, aber seitdem hat sich vieles verändert. Sie sieht den sich ständig verändernden Zweck des Self-Publishing-Kanals ganz klar als Chance, besonders für Frauen. Für sie stellen die soziale Medien eine neue Möglichkeiten dar, "Frauenpower" auszuüben, d.h. Frauen können sich nun selbst definieren und präsentieren – wie sie wollen. Ausserdem ist es dank der Shopping-Funktion nun umso einfacher, (vor allem kleine bis mittlere) Frauenunternehmen zu unterstützen. Auf der anderen Seite sieht sie auch Gefahren für Influencer:innen — Mit vielen Abonnent:innen steigt die Verantwortung über den Inhalt.


Moderatorin Anja gesteht, dass Social Media sie sehr inspiriert hat, vor allem in den letzten paar Jahren. Viele Influencerinnen werden durch den Self-Publishing-Kanal immer mehr zu Powerfrauen und die Tendenz wird nur noch zunehmen. Auch Politiker:innen entdecken die vielen Möglichkeiten der Social-Media-Bühnen. Auch Influencer:innen engagieren sich vermehrt aktiv bei politischen Themen, indem sie beispielsweise Diskussionen führen oder ihre Abonnent:innen ermutigen, zur Urne zu gehen.



Alliance F Geschäftsführerin Sophie stimmt dem zu und betont, dass der Wahlkampf für jüngere Menschen immer wichtiger wird. Was sie allerdings als Gefahr sieht, ist die Nutzung von Social Media als Wahlkampfmedium für Politiker:innen. Man sieht es am Beispiel der USA: Social Media kann Hassbotschaften in sämtliche Richtungen verbreiten. Auch Politiker:innen können Opfer von Internet-Mobbing und vor allem von Hassbotschaften und Drohungen werden, insbesondere da sie über soziale Medien leichter ansprechbar und erreichbar sind. Dies stellt ein Problem dar, da Politiker:innen nun lernen müssen, wie man mit sozialen Medien umgehen soll. Generell stellt sich die Frage, wie persönlich man auf Social Media sein darf und ob man überhaupt als Person oder nur als Figur angesehen wird.


Nadine sieht das genau so: Soziale Medien ermöglichen den Kontakt mit allen, aber das hat auch dunkle Seiten. Letztlich sind wir alle Publizist:innen unserer eigenen Meinung, die öffentlich ausgesprochen wird - die Gatekeeping-Rolle der traditionellen Medien fällt weg. Traditionelle Medien folgen klaren Kodexen und Regeln, und auch in den sozialen Medien ist es angebracht sich an diese handwerklichen Regeln zu halten, was vielen Nutzer:innen nicht bewusst ist. Für Meinungsäusserungen von Privatpersonen über soziale Medien gelten auch die gleichen zivil - und strafrechtlichen Regeln wie Meinungsäusserungen von bekannten Persönlichkeiten in klassischen Medien. Noch kann die Qualitätssicherung über soziale Medien aufgrund der hohen Anzahl von sogenannten Selfpublishern und der möglichen Anonymität nicht so einfach nachvollzogen werden, was die Normenkontrolle erschwert.


In der anschliessend Diskussion mit den Zuhörern drehte sich vieles um den Umgang mit Werbekennzeichnungen und den Unterschied zwischen Influencer:innen und Sport- und TV-Stars. Dabei gingen es vor allem um die Fragen: Warum scheinen Produktplatzierungen durch Influencer:innen strenger reguliert zu sein als Produktplatzierungen auf roten Teppichen oder bei Sportveranstaltungen? Gibt es Widersprüche zwischen den öffentlichen Gesetzen zur Meinungsäusserung im Strafrecht und den Richtlinien auf Social-Media-Plattformen, die von privaten Unternehmen reguliert werden?


Nadine erklärte, dass es auch auf Social Media grundsätzlich auch eine Trennung zwischen Werbung und Inhalten geben sollte, wie es die Grundsätze der Lauterkeitskommission vorsehen. Warum es einen Fokus auf Influencer:innen gibt, hat für sie einen guten Grund: Gerade durch die Shopping-Funktionen und Verlinkungen sind direkte (Ver)Käufe bei Produktplatzierungen durch Influencer:innen noch einfacher als bei klassischer Werbung durch TV oder Radio, wo man bei Interesse bewusst nach den Produkten oder Dienstleistungen suchen muss. Der Kauf durch einen Klick mit hinterlegter Kreditkarte ist so einfach wie nie. Des Weiteren ist allgemein bekannt, dass Produktplatzierungen bei Sportevents im Gegensatz zu Produktplatzierungen durch Influencer:innen als Werbung zu verstehen sind, die Rechte entsprechend verkauft und reguliert werden, ergänzt Anja.


Zum Abschluss macht Nadine nochmals klar, dass ganz klar in erster Linie die zivilen und strafrechtlich relevanten Normen anwendbar sind, da sie für jeden gelten. Richtlinien auf den Social-Media-Plattformen, sind private Normen, die nur für die jeweiligen Nutzer:innen gelten und auch nur bedingt Geltung haben können. Es ist ein sehr komplexes Thema und jede:r Influerincer:in muss Eigenverantwortung übernehmen.


Ein hilfreicher Trick ist, sich immer zu fragen, ob das, was man postet (seien es Bilder, Videos, Texte, usw.), auch im eigenen Umfeld gezeigt oder gesagt würde. Weiterhin muss man besonders darauf achten, dass man die Fakten richtig wiedergibt, Werbung deklariert und niemanden beleidigt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich soziale Medien und ihre Einflüsse immer verändern werden. Man sollte sich immer mit dem Wandel entwickeln und nicht dagegen. Generell spielt Transparenz für Social-Media-Nutzer:innen eine immer wichtigere Rolle.


Der zweite Conscious Talk auf ClubHouse fand am 1. Februar 2021. Die Speakerinnen dieses Talks waren folgende Personen:

  • Anina Mutter: Nachhaltigkeits-Bloggerin und Schauspielerin

  • Anja Lapčević: Moderatorin des Conscious Influence Talks und Mitbegründerin des Conscious Influence Hubs

  • Nadine Jürgensen: Journalistin, Moderatorin, Anwältin und Mitbegründerin des Kollektivs WE/MEN

  • Sophie Achermann: Geschäftsführerin der alliance F und Co-Projektleiterin des Stop Hate Speech Projekts

Wenn du beim nächsten Conscious Talk dabei sein willst oder ein Thema für unseren Conscious Talk hast, dann folg uns auf Instagram @consciousinfluencehub oder melde dich bei uns: hello@consciousinfluencehub.org


Wir freuen uns auf dich und den nächsten Conscious Talk.


Ein Text von Sherriene Redha




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