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Wenn das Spiel zur Arbeit wird: Wie Kinder als Influencer rechtlich besser geschützt werden können

Kinder, die auf Social Media Produkte präsentieren oder ihr Familienleben teilen, begeistern Millionen. Doch was auf den ersten Blick nach Spiel aussieht, ist oft harte Arbeit mit rechtlichen und ethischen Fragen.

Wir haben mit Prof. Dr. Isabelle Wildhaber, ordentliche Professorin an der Universität St.Gallen und Beirätin des Conscious Influence Hub, gesprochen. 


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«Auch Arbeit kann Spass machen, aber sie bleibt Arbeit.» 

CIH: Frau Wildhaber, was genau sind Kidfluencer?

Wildhaber: Kidfluencer sind Kinder, die auf Plattformen wie Instagram, YouTube oder TikTok eine gewisse Reichweite haben und diese kommerziell nutzen. Sie treten in Videos auf, probieren Spielzeug aus oder teilen ihren Alltag – oft scheinbar spielerisch, tatsächlich aber häufig hochgradig inszeniert und kommerzialisiert. 


CIH: Wo sehen Sie die grössten rechtlichen Herausforderungen? 

Wildhaber: In vielen Fällen verschwimmt die Grenze zwischen Spiel und Arbeit. Wenn Kinder regelmässig vor der Kamera stehen und Content produzieren, um Einnahmen zu generieren, leisten sie faktisch Arbeit – meist im wirtschaftlichen Interesse ihrer Eltern. Trotzdem greift der Jugendarbeitsschutz kaum, weil vieles im familiären Rahmen passiert. Auch die gerechte Entlöhnung ist oft nicht sichergestellt. Die Eltern verwalten meist die Einnahmen, während das Kind selbst keine rechtlichen Ansprüche hat.


«Kinder verdienen Schutz – auch im digitalen Raum.» 

CIH: Gibt es Bestrebungen, das zu ändern? 

Wildhaber: Ja. Die Nationalrätin Valentine Python hat 2023 die Motion «Übermässige Exponierung von Kindern im Internet» eingereicht. Sie fordert besseren Schutz vor Ausbeutung und eine faire Anwendung des Arbeitsrechts. Der Nationalrat hat sie im September 2024 angenommen– nun ist der Ständerat am Zug. In Frankreich gibt es bereits seit 2020 ein Gesetz, das Kinder-Influencer schützt – dort müssen Teile der Einnahmen auf einem Treuhandkonto für das Kind bis zu seiner Volljährigkeit gesichert werden. Kalifornien kennt ähnliche Regelungen: 15 % der Erträge müssen auf ein Treuhandkonto fliessen. Das wäre auch für die Schweiz sinnvoll. 

 

CIH: Was wünschen Sie sich für die Zukunft? 

Wildhaber: Kinder verdienen Schutz – auch in der digitalen Welt. Wir sollten klare Regeln schaffen, die Arbeit von Freizeit unterscheiden, und sicherstellen, dass ein Teil der Einnahmen tatsächlich den Kindern zugutekommt. Wenn wir Kidfluencing zulassen, müssen wir auch Verantwortung übernehmen. 

 

Ein Appell an Unternehmen und Influencer:

Kinder brauchen besondere Achtsamkeit. Marken, Creator und Eltern tragen gemeinsam Verantwortung, wenn Kinder online sichtbar werden. Der Conscious Influence Hub engagiert sich dafür, dass digitale Einflussnahme verantwortungsvoll bleibt – mit Bewusstsein, Respekt und Schutz für die Jüngsten. 

Isabelle Wildhaber/Frédéric Barth/Ananda Lee, Die rechtliche Stellung von «Kidfluencern» − oder: wenn das Spiel zur Arbeit wird, Zeitschrift für Arbeitsrecht und Arbeitslosenversicherung (ARV) 25 (2025) S. 103-115 


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Weitere wichtige Informationen rund um das Thema Conscious Sharenting findet man auf unserer Info-Seite: https://www.consciousinfluencehub.org/sharenting

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Der Conscious Influence Hub ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Verein mit Sitz in Zug. Vorstand und Beirat sind interdisziplinär aufgestellt und arbeiten ehrenamtlich. 

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