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Conscious Sharenting – 5 Fragen an Rita Angelone

In unserem neuesten "5 Fragen an" Format richten wir unsere Aufmerksamkeit auf Rita Angelone, einer renommierten Bloggerin, Kolumnistin und Gründerin des Netzwerks Schweizer Familienblogs.

"Zu einer authentischen Vermittlung von Familiengeschichten und -werten gehört meines Erachtens ein realistisches Abbild der Familie dazu. Nicht zuletzt, weil mit einer gewissen Öffentlichkeit auch ein gewisses öffentliches Interesse einhergeht"
 

Rita Angelone gewährt als Familienbloggerin authentische Einblicke in den Alltag einer italo-schweizerischen Familie. Auf ihrem Blog, einem lebendigen Gemeinschaftswerk, teilt sie wahre Begebenheiten, begleitet von Rezepten, Bastelideen, Ausflugstipps und gesellschaftspolitischen Denkanstössen zum Diskutieren.

Als Mutter von zwei Jungs, die sie liebevoll als "der Grosse" (17) und "der Kleine" (15) betitelt, gibt sie nicht nur einen Einblick in ihr facettenreiches Leben, sondern teilt auch ihre Erfahrungen zum Thema "Kinder im Netz".


1. Warum sollen andere fremde Menschen an deinem digitalen Leben teilhaben?

«Sollen» muss niemand. Ich habe meinen Blog vor über 15 Jahren nicht gestartet, um Erziehungstipps zu erteilen oder ins Rampenlicht zu treten, sondern um meine persönlichen Erfahrungen mit anderen Menschen zu teilen, die in derselben Situation sind wie ich.

 

Mit dem Bloggen habe ich gleich nach der Geburt unseres ersten Sohnes begonnen. Mein neuer Alltag mit Baby hat mich oft überfordert. Zeitschriftenartikel zum Familienleben, in denen alles schön und gut aussah, halfen mir nicht weiter, sondern verunsicherten mich noch mehr. Über meinen Blog und meine Social Media Kanäle hatte ich die Möglichkeit, offen und ehrlich über meinen Familienalltag zu schreiben, auch über die schwierigen Seiten, und damit möglichst viele Menschen mit denselben Struggles zu erreichen und mich mit ihnen auszutauschen.

 

Meine Beiträge stiessen sofort auf grosse Resonanz und ich erhielt zahlreiche positive Reaktionen. Diese zeigten mir, dass ganz offensichtlich mehr Eltern als ich gedacht habe vor denselben Herausforderungen standen, aber nur wenige den Mut hatten, wirklich Klartext zu sprechen. Statt genauso die Fassade zu wahren, habe ich mit meiner Offenheit damals einen Nerv getroffen und andere Eltern ermutigt, sich genauso zu öffnen und über Themen zu reden, die viel zu lange tabu waren. Dies bestätigte mich darin, weiter zu bloggen und andere Menschen an meinem Leben teilnehmen zu lassen, damit wir alle voneinander profitieren können.


2. Warum zeigst du deine Kinder auf Social Media? 

"Nebst dem WARUM ist aus meiner Sicht viel mehr die Frage entscheidend, WIE dieses realistische Abbild der Familie erfolgt bzw. WIEVIEL man von den Kindern zeigt und – was genauso wichtig ist und oft vergessen geht – was man auch in schriftlicher Form alles über sie verrät."
 

Spannend ist auch, dass diese Frage in anderen Ländern kaum gestellt würde. Die Ansichten zum Thema «Kinder im Netz» sind je nach Land und Kultur unterschiedlich. So gestaltet sich zum Beispiel in den USA oder in traditionell kinderfreundlichen Ländern wie Skandinavien oder Italien der Umgang mit dieser Thematik offener und toleranter als im deutschsprachigen Raum. Diese Kulturen dämonisieren die Sozialen Medien nicht und vertreten die Meinung, dass es wichtig ist, dass auch Kinder im Sinne von Relevanz und Repräsentation in der Öffentlichkeit vertreten und daher auch sichtbar sind.


3. Worauf achtest du dabei (Gibt es Grenzen)?

 

Anfänglich war ich sehr restriktiv mit dem Zeigen meiner Kinder. Ich fotografierte zum Beispiel nur ihre Hände beim Basteln, bildete sie beim Spielen oder Wandern nur von hinten ab oder aber fast unerkenntlich mit Sonnenbrille und Kappe. Mit der Zeit liess ich mich allerdings zu einem etwas freizügigeren Verhalten hinreissen, weil ich feststellte, dass Bilder mit Gesichtern mehr Aufmerksamkeit, sprich mehr Likes, erhalten. Doch auch in dieser Phase war ich im Vergleich zu anderen Content Creators eher zurückhaltend unterwegs.

 

Mit der Weiterentwicklung der Blogger- und Influencerszene begann aber bald einmal die ganze Branche, sich unter anderem mit Themen wie Urheberrechte bzw. das Recht am eigenen Bild auseinanderzusetzen und wie die gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Praxis umgesetzt werden sollten. Mit dem steigenden Bewusstsein für die Problematik und der stetigen Professionalisierung der Branche wurde auch ich wieder restriktiver und entschied in einem ersten Schritt, für das Netzwerk Schweizer Familienblogs allgemeine Guidelines in Form des Familienblogger-Kodex zu definieren. Gemäss diesen Richtlinien  stellen wir unsere Familie, insbesondere unsere Kinder, ganz allgemein nicht bloss, sondern gehen mit ihren Bildern, Erlebnissen und Daten achtsam um und respektieren ihre Rechte sowie die von der ganzen Familie und den Kindern gesetzten Grenzen. Aufgrund der Wichtigkeit der Thematik «Kinder im Netz» habe ich bald darauf in einem zweiten Schritt zusätzlich ein White Paper mit konkreten Handlungsempfehlungen verfasst, nach denen auch ich die Umsetzung meiner Tätigkeit richte.

 

Zudem ist es so, dass mit dem Älterwerden meiner Jungs auch ihr Bewusstsein für das Recht am eigenen Bild wächst. Ob und wie sie auf einem Bild erscheinen sollen, das ich für einen Blogpost oder für Instagram nutzen möchte, besprechen wir heute gemeinsam – mit dem Resultat, dass auf meinen Kanälen je länger, je mehr das Motto «weniger ist mehr» gilt. Entgegen meiner anfänglichen Skepsis realisierte ich, dass sich auch mit weniger Bilder meiner Jungs authentische Familiengeschichten erzählen lassen können.


4. Wie sind die Reaktionen aus deinem Umfeld oder deiner Community darauf?

 

Meine Community ist über all die Jahre mit mir gewachsen, hat sich mit mir weiterentwickelt. Sie war seit den Anfängen des Blogger- und Influencertums mit dabei und hat die zum Teil massiven Entwicklungen in diesem Gebiet und wie sich diese auf meine Arbeit ausgewirkt haben, eins zu eins mitverfolgen können. Meine Leserinnen und Leser haben zum Beispiel erlebt, wie ich sehr früh erste Kooperationen einging und wie ich vor vielen anderen Content Creators, die damit verbundene Werbung stets transparent deklarierte. Und sie haben natürlich mitverfolgt, wie sich mein Umgang mit Kinderbildern im Netz laufend verändert hat. Meine Community hat sehr positiv auf meine zurückhaltende Art und Weise reagiert. Davon zeugen Rückmeldungen wie die untenstehende, die wir erst  grad im Zusammenhang mit unserem Engagement für die Kinderschutz-Kampagne «Bilder ohne Bilder» erhalten haben:

 

«Liebe Angelones, ihr habt eure Kinder immer recht beschützt. Man sah sie als Kleine selten bis nie und wenn, dann von weitem. Ihr macht das super, eure Berichte sind immer toll. Danke dafür!»

5. Was denken deine Kinder darüber?

 

Meine Kinder – und im Übrigen auch mein Mann – haben meine Arbeit immer unterstützt und sind damit einverstanden, dass zu unserem Familienblog auch Bilder dazu gehören, auf denen man uns als Familie erlebt. Über die Art und Weise, wie die Darstellung erfolgt, entscheiden wir jetzt, da die Kinder gross sind, gemeinsam. Die beiden Jungs sind nicht erpicht darauf, auf möglichst vielen öffentlichen Fotos zu erscheinen und das akzeptiere ich auch gern. Machen wir aber ab und zu wieder einmal ein Familien-Selfie, setzen alle eine Sonnenbrille auf und ein Cap über, machen faxen und gut ist. Immer wieder scrollen wir durch meinen Insta-Feed und falls da Bilder erscheinen, mit denen sie sich nicht mehr identifizieren, löschen wir diese. Das mache ich übrigens auch immer wieder auf dem Blog, wenn ich Beiträge aktualisiere und finde, mh, dieses Bild braucht es nicht unbedingt.


"Heute bin ich der Überzeugung, dass die Familie in der Online-Welt zwar durchaus repräsentiert werden soll, aber dies mit weniger Bildern genauso gut gelingt."
 

  

Mehr zu diesem Thema sowie Spannendes und Wissenswertes rund um Blogger- und Influencer-Marketing in der Praxis findet ihr in Ritas Buch:



 

 

Du willst noch mehr über Rita Angelone sowie ihre Expertise zum Thema "Kinder im Netz" erfahren?

Weitere wichtige Informationen rund um das Thema Conscious Sharenting findest du auf unserer Info-Seite: https://www.consciousinfluencehub.org/sharenting

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